Vergebung kommt nicht aus dem Verstand, sondern aus dem Herzen. Auch, wenn ich rational alles nachvollziehen kann, und auch verstehe, so reicht das für eine Vergebung meist nicht aus. Wenn ich keinerlei negatives Gefühl mehr in mir verspüre, dann habe ich wirklich vergeben. Ich muss nicht damit einverstanden sein, was mir angetan wurde, und ich muss auch nicht mit den Glaubenssätzen und Vorstellungen der anderen übereinstimmen. Eigentlich brauche ich nur ein Verständnis von dem was geschah und ein Mitgefühl ohne jegliche Wertung, ohne mitleiden. Vergebung heißt auch, das eigene Leben betrachten zu können, wie es ist und die Vergangenheit loszulassen.
So könnte eine Vergebung geschehen:
Ich frage mich: Was war mir heute unangenehm, oder was wollte ich in einem bestimmten Augenblick nicht haben? Bin ich wütend auf mich oder auf andere?
Dann versuche ich zu erspüren, wo in meinem Körper dieses Gefühl besonders stark wahrzunehmen ist. Ich atme ein paar Mal tief in diese Körperregion hinein, um dann durch das Ausatmen dieses Gefühl bewusst wieder hinaus fließen zu lassen.
Anschließend stelle ich mir vor, dass ich ein Zuschauer in der ersten Reihe eines Theaters bin. Dort sehe ich mich selbst auf der Bühne und schaue mir zu. Welche Ereignisse, Umstände oder Situationen haben mich wütend gemacht oder wollte ich nicht haben und haben dann zu diesen Gefühlen geführt. Es könnten Szenen aus meiner Vergangenheit sein, wie beispielsweise: Das fehlende Lob meiner Eltern. Verletzt werden in der Schule. Ausgegrenzt werden von meinen Mitschülern. Streit mit meinem Nachbarn. Fehlende Wertschätzung durch meine Arbeitskollegen. Die Ohrfeige bei meinem Sohn.
Mir wird bewusst, dass ich die Vergangenheit nicht ändern kann, und ich beschließe, mir für meine Gefühle und Taten zu vergeben.
Ich lege meine linke Hand auf mein Herz und sage zu mir:“ Ich vergebe mir für……. und wertschätze mich dennoch.“ Dabei atme ich kräftig aus. Ich wiederhole es so oft, bis Frieden in mich einkehrt.